— 14 —
Gliederung- :
a) physische. Die innere Hochfläche wird durch das
Donautal in zwei ungleich große Teile zerlegt: die süd-
deutsche und die oberpfälzische Hochebene.
b) politische. Es umfaßt den größten Bruchteil des
Königreichs Bayern : Schwaben, Oberbayern, Niederbayern,
Oberpfalz und die südlichen Zipfel von Württemberg und
Hohenzollern (Sigmaringen) und den Ostzipfel von Baden.
Größe. Der größte Teil des Vorlandes, Bayern, erreicht
fast die doppelte Größe der Provinz Brandenburg (76000 qkm)
mit 6,2 Mill. Einwohnern.
Volks dichte. In den meisten Gebieten wohnen auf
1 qkm kaum 40, in der Nähe der Großstädte 50, vereinzelt
100 Menschen; im bayerischen rechts des Rheins durchschnitt-
lich 76,4, links des Rheins 140,3.
Die deutschen Kalkalpen.
Lage. Sie reichen vom Bodensee bis zur Salzach und
zerfallen in Algäuer, bayerische und Berchtesgadener Alpen.
Welches Landschaftsbild zeigen die Algäuer Alpen?
Sie sind die anmutigsten und lieblichsten unter den deutschen Kalk-
alpen. Vom Fuße bis fast hinauf zum Gipfel ziehen sich saftig grüne
Matten, die mehr als 20% des Bodens einnehmen und mehrmals gemäht
werden können.
Wie ist die Fruchtbarkeit des Algäus zu erklären?
Die bedeutende Futtermenge hat ihren Grund in dem Wasserreichtum
(bis 2000 mm) und in dem tonreichen, leicht verwitternden Mergelschiefer,
der alle Täler und Höhen überdeckt.
Welche Erwerbsquellen ergeben sich hieraus für die Be-
wohner des Algäus?
Das ziemlich rauhe Klima der Höhen und die sehr zeitig
eintretenden Nachtfröste sind dem Getreidebau wenig zu-
träglich. Dafür bieten die kräftigen Weiden der Berge und
Täler zahlreichen Rinder- und Ziegenherden reichlich Futter.
Daher ist die Almwirtschaft eine wichtige Erwerbsquelle
der Algäuer Bevölkerung.
Den Hauptort bildet Kempten, schon in der Ebene ge-
legen. Es ist seit frühester Zeit ein Stapelplatz für den
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— 53
Andere wichtige Wasserstraßen sind noch der Rhein-
Maas-Kanal, der über Neuß, den großen Getreidemarkt, nach
Vierssen und Venlo führt, und der Dortmund-Ems-Kanal.
Zusammenfassung.
So ist denn das Rheinland infolge seiner land-
schaftlichen Reize, der großen Zahl heilkräftiger
Quellen, der Menge reich gesegneter Wein- und Obst-
gärten, ertragreicher Fluren, des schier unerschöpf-
lichen Reichtums an wertvollen Bodenschätzen, des
Fleißes und der Intelligenz seiner Bewohner, der
Fülle guter Verkehrseinrichtungen das Zentrum der
deutschen Industrie, des Handel-s und Verkehrs ge-
worden.
D.
Das hessische und Weserbergland.
Lage. Diese Landschaft hegt zwischen dem rheinischen
Schiefergebirge und der sächsisch-thüringischen Bucht im Fluß-
gebiete der Weser und ihrer Nebenflüsse.
Volksdieilte. Es gehört zu den am geringsten besiedelten
Landschaften des Reiches (in manchen Gegenden 40 bis 50 Ein-
wohner auf 1 qkm) und besitzt nur eine Großstadt.
Gliederung:
a) Physisch. Es gliedert sich in
1. das hessische Bergland,
2. das Weserbergland.
b) Politischen Anteilhaben: Hannover,Westfalen, Hessen-
Nassau, Braunschweig, das Großherzogtum Hessen und die
Fürstentümer Waldeck und Lippe.
Oberflächenbild und Geologisches der Landschaft.
1. Das hessische Bergland breitet sich zu beiden Seiten der
Werra aus, reicht im Osten bis zur Fulda und trägt im Süden die Berg-
rücken des Vogelsgebirges und der Rhön. In dem Winkel zwischen
Werra und Fulda erheben sich der hohe Meißner und der Kaufunger
Wald. Auf dem linken Fiüdaufer bildet der Habichtswald mit der
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56
b) Handel. Derselbe ist von untergeordneter Bedeutung
und erstreckt sich auf die Zufuhr von Rohstoffen und
Kolonialwaren.
c) Verkehr. Daher ist auch das Eisenbahnnetz wenig
verzweigt. Es besteht ähnlich dem bayerischen nur aus Haupt-
linien, die die Landschaft mit den Nachbargebieten verknüpfen.
Den Mittelpunkt des Verkehrs bildet Kassel. Die wichtigsten
Linien sind:
1. Kassel—bebra—fulda—frankfurt a. M.,
2. Kasse 1—Göttingen—hannover—b remen.
3. Kassel—marburg—gießen— j ^011 z '
4. H an n o ve r—minden—bielefeld—hamm—düsseldorf.
An Gewässern dient dem Verkehr nur die Weser (siehe S. 139).
E.
Thüringen und seine Randgebirge.
Lage. Thüringen nennt man jene Landschaft, die zwischen
dem norddeutschen Flach- und dem fränkischen Stufenlande
einerseits, zwischen dem Weser- und dem sächsischen Berg-
und Hügellande anderseits ausgebreitet hegt.
Umrahmung". Dieselbe bildet im Norden der Harz, im
Süden der Thüringer und Frankenwald; Werra und Saale
kennzeichnen die Grenze im Westen und Osten.
Gestalt. Es zeigt etwa die Gestalt eines Dreiecks, als
dessen Grundlinie die Saale zu betrachten ist.
Gliederung:
a) Physische. In physischer Hinsicht umfaßt es 2 Teile:
1. Die innere Landschaft : Das thüringische Hügelland.
2. Die Umrahmung: a) den Thüringer Wald, b) den
Harz nebst Vorland.
b) Politisch: Außer den eigentlichen thüringischen
Staaten gehören zu Thüringen fast der ganze Regierungs-
bezirk Erfurt (Provinz Sachsen) und schmale Grenzstreifen
von Hannover, Hessen-Nassau, Bayern und dem Königreich
Sachsen.
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— 66 —
(Provinz Sachsen. Herzogtum Anhalt.)
Von den 400 Zuckerfabriken des Reiches entfallen auf
Sachsen allein 140; die Zahl der darin beschäftigten Arbeiter
beträgt etwa 23 000. Daher ist auch diese Provinz der
Hauptbezirk für den Zuckerrübenbau und die Rübenzucker-
fabrikation. Die wichtigsten Anbaugebiete bilden die »Börde«
westlich von Magdeburg und die »Wische« in der Altmark.
In Anhalt gibt es zur Zeit 30 Zuckerfabriken.
2. Bergbau. (Salzgewinnung.)
In großartigstem Maßstabe wird im nördlichen und öst-
lichen Vorlande des Harzes Salz gewonnen, und zwar Speise-,
Vieh- und vor allem Düngesalz (Kalisalz).
Allein im Herzogtum Braunschweig befinden sich 13 Salz-
quellen. Die bedeutendste Ausbeute liefert jedoch das Steinsalz-
bergwerk von Staßfurt, das jährlich 30 Mill. Zentner Kalisalze
und 112 Mill. Zentner Speisesalz liefert.
Die wichtigsten Absatzgebiete für Düngesalze sind außer
Deutschland die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Belgien,
Frankreich, Indien und Australien. Die ganze Salzproduktion
des Vorlandes beläuft sich auf jährlich 40 Mill. Zentner.
Noch bedeutender als die Speisesalzgewinnung von Staß-
furt ist diejenige von Schönebeck a. E. Die Ausbeute beträgt
hier fast das Dreifache des in Staßfurt gewonnenen Salzes.
(Braunkohlengewinnung.)
Auch der Bergbau auf Braunkohlen steht im nördlichen
Vorlande auf hoher Stufe. Das Helmstädter Braunkohlen-
lager hat eine Ausdehnung von 25 km in der Länge und 6 km
in der Breite. Da man eine durchschnittliche Mächtigkeit von
10 m annimmt, so stellt sich das gewinnbare Quantum auf
9 Milliarden Hektoliter, das bei der Menge augenblicklicher Förde-
rung noch für 600 Jahre reicht. Noch gewaltiger ist die Aus-
beute der Braunkohlenlager im Halle-Weißenfelser Revier.
Von den 600 Braunkohlengruben i. R. entfallen auf die
Provinz Sachsen etwa 150, die durchschnittlich 12 000 Berg-
arbeiter beschäftigen.
3. Industrie.
In ursächlichem Zusammenhange mit der Braunkohlen-
gewinnung steht die Fabrikation von Preßkohlen.
Es bestehen im Braunsclfweigischen vier große Fabriken,
von denen jede täglich über 60 Waggons à 200 Zentner pro-
duziert. Zuckerfabriken, Raffinerien, Ziegel-, Kalk-, Gips- und
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Schönebeck
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Magdeburg Altmark Deutschland Nordamerika Belgien Frankreich Indien Australien Staßfurt Sachsen
— 98 —
zunehmende Bevölkerung die erforderlichen Brotfrüchte zu
schaffen; daher ist es zur Deckung seines Bedarfs auf das
Ausland, namentlich Österreich-Ungarn, Rußland, Rumänien,
die Union und Argentinien angewiesen.
Der Roggenbau ist in Deutschland, besonders in dem
norddeutschen Flachlande, sehr verbreitet. An Klima und
Bodenfruchtbarkeit stellt der Roggen keine hohen Anforderungen.
Am besten gedeiht er in lockerem, sandig-lehmigem Boden. Die
wichtigsten Produktionsgebiete sind Oldenburg, Hannover, West-
falen, das Königreich Sachsen und die östlich von der Elbe ge-
legenen preußischen Provinzen. Die Einfuhr von Roggen ist
bedeutend, da die Produktion den Bedarf bei weitem nicht deckt.
Im Jahre 1902 wurden für 104,8 Mill. Mark, hauptsächlich aus
Rußland, eingeführt.
Der Haferbau ist auf allen Bodenarten mit Ausnahme
des leichten Sandes möglich. Der Hafer wird als Pferdefutter
sehr geschätzt; man räumt ihm nächst dem Roggen die größte
Anbaufläche ein. Er ist ziemlich gleichmäßig über das Reich
verbreitet, nur Anhalt und Posen haben geringen Haferbau.
Trotz bedeutender Inlandproduktion muß eine ansehnliche
Menge eingeführt werden.
Der Weizenbau. Der Weizen kommt in Deutschland als
Sommer- und Winterfrucht vor. Er stellt an das Klima wesent-
lich höhere Anforderungen als der Roggen; im Ackerboden mit
reichem Sandgehalt ist sein Anbau unmöglich. Am besten ge-
deiht er in Elsaß-Lothringen, in Bayern (Straubing), Schlesien
und der Provinz Sachsen. Das norddeutsche Tiefland mit
seinem leichten Sandboden hat wenig Weizenbau. Die ver-
hältnismäßig geringe Produktionsmenge in Deutschland macht
eine starke Einfuhr nötig. Hauptlieferanten sind die Union,
Rußland, Rumänien und Argentinien. Im Jahre 1902 erreichte
die Zufuhr den enormen Wert von 271,6 Mill. Mark.
Der Gerstenbau. Der Anbau von Gerste ist in Deutsch-
land bei weitem nicht so umfangreich, daß er den sich fort-
gesetzt steigernden Bedarf an Braugerste befriedigen könnte.
Die größte Ausdehnung hat ihr Anbau in Hessen, Anhalt,.
Bayern, Württemberg und Baden. Die Provinz Sachsen liefert
die beste Braugerste. Gering ist der Gerstenbau in Ost- und
Westpreußen, Posen, Schleswig-Holstein und Oldenburg. Die
Einfuhr an Gerste ist sehr bedeutend; im Jahre 1902 wurden
für 127,9 Mill. Mark ein- und nur für 5,4 Mill. Mark ausgeführt.
Rußland und Österreich-Ungarn sind unsere Hauptlieferanten.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Argentinien Deutschland Oldenburg Hannover Sachsen Deutschland Elsaß-Lothringen Sachsen Deutschland Argentinien Deutsch- Hessen Württemberg Baden Posen Schleswig-Holstein Oldenburg
100
Am besten gedeiht der Flachs in Gegenden mit feuchtem Klima.
In großem Umfange wird er nur in Westfalen (Bielefeld), Nieder-
schlesien, Ostpreußen, Hessen-Nassau und Bayern angebaut,
Da der Verbrauch die Produktion wesentlich übersteigt, so ist
die deutsche Industrie auf die Einfuhr angewiesen, für die
fast ausschließlich Rußland in Betracht kommt. Im Jahre 1902
wurden für 35 Mill. Mark eingeführt; daran war Rußland mit
30,6 Miß. Mark beteiligt. (Ausfuhr 8,9 Mill. Mark.)
Hanf wird nur in geringem Umfange, und zwar haupt-
sächlich in Mittel- und Süddeutschland, angebaut. Bedeutend
ist die Hanfeinfuhr aus Rußland und Italien.
Der Tabak nimmt für seinen Anbau eine ansehnliche
Fläche in Deutschland in Anspruch ; doch hat sich in den
letzten Jahren ein Rückgang in der Kultur des Tabaks be-
merkbar gemacht. Das wichtigste Produktionsgebiet ist Baden,
auf das fast die Hälfte der gesamten Anbaufläche entfällt; es
kommen dann in abnehmender Folge Rheinpfalz, Mittelfranken,
Brandenburg (Uckermark), Pommern und Elsaß-Lothringen.
Bessere Tabakarten und der durch eigene Produktion nicht ge-
deckte Bedarf werden hauptsächlich aus Niederländisch-Indien,
Brasilien, den Niederlanden und der Union eingeführt. Die
Einfuhr von Tabakblättern belief sich im Jahre 1902 auf
91,3 Miß. Mark.
Hopfen. Erzeugung und Verbrauch haben in Deutsch-
land wegen der zunehmenden Bierproduktion einen großen
Umfang angenommen. Das wichtigste Erzeugungsgebiet für
Hopfen ist Mittelfranken; auch Posen hat erheblichen Hopfenbau.
Für den Außenhandel ist er nicht ohne Bedeutung. 1902 be-
trug die Mehrausfuhr annähernd 20 Mill. Mark.
2. Gartenbau.
Allgemeines. Der Gartenbau ist derjenige Zweig der
Landwirtschaft, der Gemüse, Obst, Blumen, Sämereien und
junge Bäume in den Handel bringt. Sein Erfolg ist in erster
Linie von der sorgfältigen Bearbeitung des Bodens und von
günstigen Absatzverhältnissen abhängig. Gegenden mit frucht-
barem Boden und günstigem Klima eignen sich besonders für
den Gärtnereibetrieb. Von alters her sind Erfurt und Bamberg
durch ihren Gartenbau berühmt. In neuerer Zeit ist er be-
sonders in der Nähe größerer Städte, wie Berlin, Hamburg,
Halle, Leipzig, Dresden, Magdeburg, Braunschweig, Frank-
furt a. M. und Düsseldorf, zu hoher Blüte gelangt. Hier sind
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105
der eine fortgesetzte Entwaldung des deutschen Bodens zur Folge hatte,
ist eine rationelle Waldkultur getreten, die sogar in einzelnen Gegenden
Deutschlands eme Vermehrung des Waldbestandes zuwege gebracht hat.
Gegenwärtig ist etwa ein Viertel der deutschen Bodenfläche mit Wald
bedeckt, und die Segnungen, die von einem reichlichen Waldbestande aus-
gehen, genießt das deutsche Volk in unbeschränktem Maße. Welche
nachteiligen Wirkungen für Klima, Bewässerung und Kultur eine fort-
gesetzte Verminderung des Waldes nach sich zieht, zeigen die waldarmen
Länder Griechenland, Ägypten, Syrien, Portugal und die entwaldeten
Gegenden Spaniens. Verwüstende Sturzregen und anhaltende Dürre sind
hier die häufig wiederkehrenden Folgen sinnloser Waldverwüstung.
2. Geographische Verbreitung: des Waldes.
Der Waldbestand ist nicht gleichmäßig über das deutsche
Reich verteilt. Während in den industriereichen Gegenden
eine starke Verminderung der Waldfläche eingetreten ist, wie
beispielsweise im Königreich Sachsen, findet sich in andern
Gebieten ein überreicher Waldbestand. Die höchsten Prozent-
sätze weisen Schwarzburg - Rudolstadt (43,9°/0), Sachsen-
Meiningen (42,l°/0), Waldeck (38,2°/0), Reuß j. L. (37,7°/0),
Baden (37,7°/0), Reuß ä. L. (35,6°/0) und Bayern (32,5°/0) auf.
Im allgemeinen kann man die Beobachtung machen, daß
der Prozentsatz für Waldbestand um so niedriger ist, je
fruchtbarer der Boden und je entwickelter Landwirtschaft, In-
dustrie und Verkehr sind. Die gebirgigen Teile Mittel- und
Süddeutschlands, die sich für den Ackerbau weniger eignen,
sind waldreicher als die Gebiete des norddeutschen Flachlandes.
Hier findet man vorzugsweise in den wenig ergiebigen Sand-
ebenen ausgedehnte Kiefern waldun gen. Die Kiefer, die nur
geringe Ansprüche an die Bodenfruchtbarkeit stellt, ist der
eigentliche Waldbaum Norddeutschlands, während die Fichte
die höheren Gebirge liebt. Der Laubwald macht nur etwa
ein Drittel des deutschen Waldbestandes aus. Ausgedehnte
Buchenwaldungen gibt es auf Rügen, an der Ostseeküste, im
hessischen und im Weser-Berglande.
3. Wirtschaftliche Bedeutung* des Waldes und der
Forstwirtschaft.
Der Wald ist von vielseitigem Einflüsse auf die wirt-
schaftlichen Verhältnisse eines Landes; natürlich ist seine Be-
deutung um so höher, je sorgfältiger und zielbewußter die
Pflege ist, die man seiner Entwicklung angedeihen läßt.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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108
ein, doch ist ihre Leistungsfähigkeit nicht groß genug, um den
Bedarf zu decken. Es muß eine beträchtliche Zahl an Jung-
vieh, Kühen und Ochsen aus Österreich-Ungarn, der Schweiz
und Dänemark eingeführt werden. Wenn auch die Rindvieh-
zucht über ganz Deutschland verbreitet ist, so findet sie doch
in den weidereichen Gebieten Schleswig-Holsteins, Hannovers
und Oldenburgs die günstigsten Vorbedingungen. Gering ist
sie in jenen Gebieten Nieder-Deutschlands, in denen der Groß-
grundbesitz vorherrscht, nämlich in Mecklenburg, Brandenburg,
Pommern, West- und Ostpreußen. Im deutschen Gebirgslande
wird sie mit bestem Erfolg betrieben, besonders in einzelnen
Teilen Thüringens (Sachsen-Altenburg), in Bayern (Algäu), in
Württemberg und Baden (Schwarzwald).
c) Schafzucht. Mit der Ausdehnung des Ackerbaues ist
eine starke Abnahme des Weidelandes und damit eine Ver-
minderung der Schafzucht verbunden. Der Hauptgrund für
den Rückgang in der Schafhaltung liegt aber in der starken
Wolleinfuhr aus Australien, Südafrika und Argentinien, die die
Schafzucht bei uns mehr und mehr unrentabel werden läßt.
Bedeutend ist sie im Verhältnis zur Bodenfläche auch heute
noch in den preußischen Provinzen Pommern, Sachsen und
Westpreußen, sowie in Mecklenburg, Anhalt, Braunschweig,
Waldeck und einigen thüringischen Staaten. Geringe Schaf-
zucht haben Bayern, Baden, das Königreich Sachsen, Sachsen-
Altenburg und Elsaß-Lothringen.
Der Handel mit Schafen ist unbedeutend, wohl aber be-
wertete sich die Einfuhr an Schafwolle im Jahre 1902 auf
273,9 Mill. Mark.
d) Schweinezucht. Die Viehzählung vom Jahre 1900 hat
ergeben, daß der Schweinebestand in Deutschland ganz be-
trächtlich zugenommen hat. Der Verbrauch an Schweinefleisch,
Speck und Schmalz ist aber so bedeutend, daß neben der in-
ländischen Produktion eine starke Einfuhr, namentlich in Speck
und Schmalz, nötig ist. Mit der Aufzucht von Schweinen befaßt
man sich in besonderem Maße im Königreich Sachsen, in
Bayern, Thüringen, Württemberg und Westpreußen. Unter den
preußischen Provinzen haben Sachsen, Westfalen und Hannover,
unter den deutschen Staaten Schaumburg-Lippe, Lippe-Detmold,
die thüringischen Staaten, Braunschweig und Anhalt den größten
Bestand an Schweinen. Die Einfuhr an lebenden Schweinen
ist im letzten Jahrzehnt merklich zurückgegangen; dagegen
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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128
sachen u. s. w., begehrte Artikel. An Hohl-, Spiegel- und Tafel-
glas, Uhren- und Brillengläsern und anderen Glaswaren gehen
jährlich etwa für 40 Mill. Mark nach Großbritannien,
Belgien, den Vereinigten Staaten, nach Frankreich, den
Niederlanden, der Schweiz und andern Ländern.
5. Die Industrie der Nahrung-s- und Genußmittel.
a) Einleitung.
Die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel stellt vorzugsweise
aus pflanzlichen Stoffen, wie Getreide, Zuckerrüben, Kakaobohnen, Kar-
toffeln, Hopfen, Tabak und Gemüsen, die verschiedensten Nahrungs- und
Genußmittel her; doch auch das Fleisch verschiedener Tiere wird zu
Fleischkonserven, zu feinen Fleisch- und Wurstwaren verarbeitet. Mehrere
Zweige dieser Industrie stehen in engem Zusammenhange mit der Land-
wirtschaft, weshalb auch die landwirtschaftlichen Bezirke Hauptgebiete
derselben sind.
b) Geographische Verbreitung der einzelnen Zweige.
Die Zuckerindustrie hat sich besonders in den Ländern
und Provinzen Deutschlands entwickelt, die eine blühende
Zuckerrübenkultur besitzen, wie Braunschweig, Anhalt und
die Provinzen Sachsen, Hannover, Schlesien, Posen
und Westpreußen. Die Tabak Verarbeitung findet vor-
zugsweise in größeren Städten statt (Bremen, Hamburg). Die
Kakao- und Schokoladenfabrikation, die vielfach mit der
Erzeugung anderer Waren (Bonbons, Honigkuchen) verbunden
ist, hat ihre Hauptsitze in Dresden, Köln, Berlin, Leipzig
und Hamburg-Altona. Die Fleischwarenindustrie ist
in stärkerem Maße in Westfalen, in den Herzogtümern
Braunschweig, Sachsen-Koburg-Gotha und Sachsen-
Altenburg vertreten. Die Branntweingewinnung, nament-
lich die Herstellung von Kartoffelbranntwein, findet in
größerem Umfange in den östlichen Provinzen Preußens,
in der Provinz Sachsen (Nordhausen) und in den König-
reichen Bayern und Sachsen statt. In der Bierbrauerei
genießt Bayern und vor allem München Weltruf. Im Jahre
1901 wurden in Deutschland über 71,8 Mill. Hektoliter Bier pro-
duziert; davon kommen auf Bayern 17,8 Mill. Hektoliter. Die
größten bayerischen Brauereien befinden sich in München,
Nürnberg, Erlangen und Kulmbach. Im übrigen Deutsch-
land sind Württemberg (Ulm), Sachsen (Dresden), Baden
(Karlsruhe), Thüringen (Erfurt), Anhalt (Dessau) und die
preußischen Provinzen Brandenburg (Berlin), Rheinland,
Westfalen (Dortmund) und Schlesien (Breslau) die wich-
tigsten Produktionsgebiete. — In der Herstellung von Gemüse-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Frankreich Deutschlands Sachsen Hannover Schlesien Posen Bremen Hamburg Dresden Berlin Leipzig Hamburg-Altona Westfalen Braunschweig Sachsen-Koburg-Gotha Sachsen Nordhausen Sachsen Deutschland Nürnberg Kulmbach Ulm Sachsen Dresden Baden Karlsruhe Erfurt Dessau Brandenburg Berlin Rheinland Westfalen Dortmund Breslau
— 27 —
b) Politisch umfaßt es mehr oder minder vollständig
sechs Staaten : den Nw. Bayerns (Franken) und die Rheinpfalz,
Württemberg, Hohenzollern, Baden (ohne den südöstlichen Zipfel),
Rheinhessen und die Reichslande.
Größe. Es ist etwa l1/2mal so groß wie das deutsche
Alpenvorland und gehört im Gegensatze zu diesem zu den be-
völkertsten Gebieten des Reiches (Württemberg 111,2 auf 1 qkm,
Baden 123,9, Elsaß-Lothringen 118,5, Rheinhessen 145,8). Daher
auch hier 14, dort nur 2 größere Mittel- bezw. Großstädte.
Wie ist die Entstellung des siidwestdeutsclien Beckens
zu erklären?
a) Im Altertume der Erdbildungsgeschichte befand sich an seiner
Stelle vermutlich ein hohes Bergland. Im Verlaufe ungezählter Jahr-
tausende sanken auch hier wie im Nachbargebiete große Erdschollen in
die Tiefe. Ein Becken von besonderer Tiefe entstand in der Gegend der
heutigen Pfalz.
Ungeheure Massen üppig wuchernder Pflanzen füllten zu wiederholten
Malen dasselbe aus. Aber ebensooft wurden sie auch durch schwere
Schutt- und Trümmermassen überdeckt.
So wurde der Grund zu dem heutigen Saar brücker Kohlen-
revier gelegt.
b) In späteren Zeitläuften überfluteten die brandenden Wogen der
Trias- und Jurameere diese Stätte.
Durch vulkanische Kräfte wurde der Meeresboden wahrscheinlich
später wieder gehoben, und die auf ihm abgesetzten Trias- und Jura-
formationen ragten als Gebirge empor.
Darauf begannen dann die zermürbenden Kräfte der Natur an ihnen
ihr Zerstörungswerk und trugen große Massen der Auflagerungen wieder ab.
c) Im tertiären Zeitalter (Braunkohlenzeit) gaben neue gewaltige
Umwälzungen auf der Erdoberfläche dieser Gegend wieder ein neues
Gesicht. Durch den andauernden Abkühlungsprozeß entstanden riesen-
hafte Spalten und Risse in der Erdrinde, und große Erdschollen glitten
allmählich in die unterirdischen Hohlräume.
Am tiefsten sanken die Schollen da, wo sich heute die ober-
rheinische Tiefebene in Gestalt eines riesigen Grabens befindet.
Ihre unmittelbaren Nachbargebiete verharrten jedoch mehr oder
minder in der alten Höhe und bilden so die heutigen Eandgebirge :
Schwarz- und Wasgenwald.
d) Auch die entfernteren westlichen und östlichen Nachbar-
landschaften gerieten ins Sinken, neigten sich in Stufen der großen
Grabensenke zu und bildeten auf diese Weise die bekannten S tuf en-
länder.
Aus mehreren Spalten der Grabensohle quollen feurig-flüssige Eruptiv-
massen hervor und ließen basaltische Bergkuppen (Kaiserstuhl) entstehen.
An den Bruchstellen der Eandgebirge wurden die warmen Quellen
bloßgelegt (Baden-Baden).
e) Bald drangen von einem nördlichen Meere Wassermassen in
die Senke und machten sie zu einem Meeresarm.
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